„Das ist auch ein Stück zurück zu den familiären Wurzeln“, sagt Simon Schumacher. Ende März wird er aus dem Kirchenkreis Rotenburg verabschiedet und macht sich mit seiner jungen Familie auf Richtung Neuwied im Norden von Rheinland-Pfalz. Er kennt die Region gut, denn dort ist er geboren und schon seine Eltern sind dort aufgewachsen. Freunde und Familie leben noch in der Nähe.
Gelockt habe ihn aber vor allem das Stellenprofil an seinem neuen Arbeitsplatz als Kreiskantor im Kirchenkreis Wied. „Das erlaubt es mir, meine Arbeit aus dem Kirchenkreis Rotenburg zu vertiefen und auszubauen“, freut sich der Musiker. Ganz konkret kann der passionierte Chorleiter auf diesem Gebiet sein Profil schärfen: Gleich vier Chorgruppen darf er in Neuwied leiten. Auch zwei Konzertreihen wird er inhaltlich und personell betreuen. Ebenfalls reizt ihn die Möglichkeit, mit zwei regionalen Kollegen einen C-Kurs für Kirchenmusiker zu leiten. „Ich freue mich schon darauf, junge und jung gebliebene Musikinteressierte für das Musizieren in unserer Kirche zu begeistern und an den kirchenmusikalischen Verkündigungsdienst heranzuführen“, sagt der A-Musiker und ausgezeichnete Orgelimprovisator, der immer große Freude an der musikalischen Gestaltung sowohl von Gottesdiensten als auch von Konzerten hat.
Doch ganz ohne ein weinendes Auge verlässt Schumacher den Kirchenkreis Rotenburg nicht. Denn in seinem siebenjährigen kirchenmusikalischen Wirken hat er zwischen Böhme und Wümme viele Akzente setzen können. Zuletzt hatte sein Weihnachtsoratorium zum Mitsingen, das er gemeinsam mit Hiroko Tsutsui-Fitschen und fast 140 Sängerinnen und Sängern in Schneverdingen auf die Beine stellte, für überregionale Beachtung gesorgt.
Bald endet Schumachers Zeit in Rotenburg, doch es bleibt dem Kreiskantor noch genügend Zeit, um mit seiner Stadtkantorei Rotenburg das große Konzert zu Bachs Geburtstag vorzubereiten. „Das wird mein Abschiedskonzert“, sagt Schumacher mit leichter Wehmut. Es findet statt am Freitag, 21. März, um 19 Uhr in der Stadtkirche. Die offizielle Verabschiedung des Musikers und seiner Familie folgt im Gottesdienst am Sonntag, 30. März, um 15.17 Uhr, ebenfalls in der Stadtkirche. „Nein, die Uhrzeit ist kein Versprecher“, sagt Schumacher schmunzelnd. Sie ist bewusst gewählt, denn das Jahr 1517 ist für die lutherische Kirche ein wichtiges Datum. Am 31. Oktober 1517 soll Martin Luther seine 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg geschlagen und damit den Beginn der Reformation eingeläutet haben.
In Neuwied freut sich der Kantor auf eine ungewöhnlich große religiöse Vielfalt. Sie geht zurück auf die tolerante Politik des Grafen von Wied im 17. Jahrhundert. Er gewährte religiöse Glaubensfreiheit, um seine Stadt wirtschaftlich und kulturell zu stärken. Dadurch zogen viele verfolgte religiöse Gruppen nach Neuwied, darunter: Mennoniten, Hugenotten, Wiedertäufer, Reformierte und Lutheraner. Religiöse Vielfalt und Ökumene zeichnet die Stadt bis heute aus. „Auch darauf bin ich schon gespannt.“