Die Michaelskirche

Erzengel Michael

Eine Großplastik des Erzengels Michael schmückt die Nordwand der Kirche. Beim Bau der Kirche hatte die Behörde angeordnet: "Die Wand ist mit einer Plastik aufzulockern." Das ist in der grauen Figur des Stuttgarter Bildhauers Elmar Lindner geschehen. Michael rangiert auf der obersten Stufe der biblischen Engelsgestalten. Er ist Symbol für die Beziehungen zwischen dem Ewigen und Vergänglichen, Himmel und Erde, Gott und seinen Geschöpfen. Die Bibel konnte sich den Mittelsmann nicht anders als mit Flügeln vorstellen. Die Michaelsplastik hat mehr als zwei Flügel bekommen! Der skizzenhafte Entwurf zu unserer Großfigur weist unübersehbar Flügel aus. Der gestaltende Künstler hat die Skizze jedoch im Sinne des herrschenden Modegeschmacks "picassiert" und eine Zertrümmerung der Form vorgenommen. Elemente wurden verfremdet, deplatziert, verrückt. Lediglich Michael in Menschengestalt bleibt unverändert.

Der ziegelsteinerne Glockenturm der Michaelskirche ist ein freistehender Kampanile, wie man ihn häufig in Italien findet. Er bildet den nordöstlichen Eckpunkt des weiten Kirchplatzes. 30 Meter ist er hoch und bietet in seiner Glockenstube fünf Bronzeglocken in verschiedenen Größen und Klangfarben ein Zuhause. Glocken sollten zum Gottesdienst und Gebet rufen. Beim Läuten versammelt der Küster die Klangkörper in wechselnder Anzahl zu unterschiedlicher Tonmischung und fest bestimmter Klangfarbe. Dabei spielen Tageszeit und Anlass die wesentliche Rolle.

Die Namen und Tonstimmung der fünf Glocken sind:

Friedensglocke - h´ "Uns, Herr, wirst du Frieden schaffen." (nach Jesaja 27,5)

Betglocke - cis´´ "Herr, lehre uns beten." (Lk. 11,1)

Taufglocke - fis´´ "Fürchte dich nicht! Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige" (Off. 1,17f)

Lobglocke - gis´´ "Herr, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name in allen Landen." (Psalm 8,2)

Glaubensglocke - a´´ "Glaubt ihr nicht, so bleibt ihr nicht." (Jesaja 7,9)

Das grau silberne Altarbild, eine Skulptur aus Muschelkalk auf ziegelroter Backsteinwand, zieht den Blick des Besuchers der Michaelskirche in seinen Bann. Die Einzeldarstellungen in diesem Triptychon stehen in einem engen geschichtlichen Zusammenhang, wie bei Triptychen üblich. Der Gekreuzigte in der Mitte als Herr mit erhobenen Armen. Seine offenen Hände vermitteln den Segen des Kreuzes an die Welt. Der Blick ist frei auf die Menschen gerichtet. Die goldenen Strahlen heben ihn aus der Skulptur heraus. Über seinem Haupt glänzt der goldene Schimmer des Göttlichen. Auf der linken Seite erkennen wir einen Mann bei einer Frauengestalt mit edlem, madonnenhaften Gesicht. Das rechte Feld zeigt eine Einzelgestalt mit dem Gesicht eines Mannes, das in Form und Ausdruck dem in der Mitte gleicht.

Der Altar ist stets der zentrale Ort der Kirche. Die Mensa, seine Platte, nimmt die Bibel und sakramentalen Gegenstände auf. Der Altarraum ist die Stätte für Gebet und Segen. Der Tischaltar besteht aus einer schweren Muschelkalkplatte, die auf zwei massiven Seitenwangen ruht. Sie ist bedeckt mit einem nach beiden Seiten herabhängenden weißen Tuch aus Leinen. Das Antependium, also der kunstvoll gearbeitete Vorhang auf der Vorderseite, zeigt durch seine wechselnde liturgischen Farben die Zeit des Kirchenjahres an. Ein Kreuz mit der Initiale J (Jesus) steht in der Mitte, flankiert von zwei Ständern mit brennenden Kerzen. Auch Schnittblumen als Symbol für die Auferstehung gehören dazu (Trennung von Blumenwurzeln und Blume). Das Kreuz will an den Opfertod Jesu erinnern, das Leinentuch an das leere Grab.( Der Gekreuzigte war in ein Leinentuch gehüllt gewesen.) Als "Zeichen" blieb es im leeren Grab zurück.

Die Kanzel in der Michaelskirche ist aus Leichtbeton gegossen und stellt den brennenden Dornstrauch dar. Hieraus wird Mose zum Befreier seines Volkes berufen. Die Kanzel hat der Künstler als Dornbusch gestaltet, um zu demonstrieren, dass das Wort von der Kanzel zur Gemeinde im gläubigen Vollzug Gottes Wort wird. Menschenwort wird durch gläubige Annahme des Hörers zum Gotteswort. Das Wort aus dem brennenden Dornbusch des Ewigen an seine Menschen.

Der Taufstein steht in der Taufnische. Sie hat in der Decke eine runde Lichtkuppel. Die Nische ist das reduzierte Relikt einer Taufkapelle, wie sie die Lutheraner von ihrer katholischen Vorgänger-Kirche weithin übernommen haben. Der Taufstein mit seiner Kuppa, dem Taufbecken, steht direkt unter der Lichtkuppel. Von oben kam bei der Taufe Jesu die Taube mit dem Großvaterwort: Dies ist mein Lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe!" Es wird berichtet, dass nur der Sohn das Wort vernommen habe. Der kunstgeschmiedete Kerzenständer für die Osterkerze trägt das Kerzenlicht wie in uralten Zeiten, da man zum Lesen in der Kirche auf solches Licht angewiesen war.

Die Orgel wurde vom bekannten Orgelbauer Rudolf Janke aus Bovenden (bei Göttingen) gebaut. Ihre Weihe in der Michaelskirche fand am 21. April 1991 statt.

Disposition:

Hauptwerk

Brustwerk

Pedal

Principal 8'

Gedackt 8'

Subbaß 16'

Hohlflöte 8'

Rohrflöte 4'

Octavbass 8'

Octav 4'

Gemshorn 2'

Fagott 16'

Doublette 2'

Quinte 1 1/3'

 

Mixtur 3-4f

Sesquialtera 2f

 

Dulcian 8'

 

 

 

 

 

Manualschiebekoppel

 

 

Pedalkoppel 1/P

 

 

Pedalkoppel 2/P

 

 

Tremulant (Ganzes Werk)

 

 

 

Am 1. Advent wird die Krone unversehens durch den helleuchtenden Weihnachtsstern mit den vielen Strahlen abgelöst. Als viel zackiger Stern von Bethlehem ist er von innen erleuchtet. Er tut kund: Jetzt ist Advent; bald kommt das Christfest. In der Brüdergemeinde von Herrnhuter in der Oberlausitz wurde diese Art in den letzten 100 Jahren entwickelt und hat weithin Eingang im christlichen Raum gefunden. Kirchen und Kindergärten, Gemeinde- und Krankenhäuser, Wohnungen und Werkskantinen schmückt der Stern in der "weihnachtlichen Zeit". In unserer Kirche bleibt er bis zum Epiphaniassonntag am Seil. Er ist Erinnerung an den Stern der Weisen, der Magier, der Heiligen Drei Könige. Der Stall mit der (Futter-) Krippe war wohl in einer Felsenhöhle.

Der Künstler Ernst Muchow aus Gümse, der den Trebeler Leuchter entworfen und hergestellt hatte, fand sich bereit, eine 1,30 m im Durchmesser aufweisende formschöne Kugel zu schmieden, die 54 Kerzen tragen kann. Allein das Schmieden der aus Messingplatten geschnittenen Teller unter den Kerzen erforderte Hunderte von Hammerschlägen an mehreren Tagen. Seit dem Gottesdienst am 9. Juni 1996 steht der Eine-Welt-Leuchter im Eingangsbereich des Kirchenschiffes der Michaelsgemeinde.

Ein vielfarbiges Wandmosaik beherrscht die Eingangshalle der Michaelskirche. Die goldene Scheibe mit den 7 güldenen Strahlen fällt als zentraler Blickfang ins Auge. Der "Schöpfungsbericht" der Bibel, 1. Mose 1, steht vor uns. "Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde". Die Strahlen sind die Schöpfungstage. Der poetische Bericht wurde im Exil in Babylon (586-538) von theologisch gebildeten Kreisen, vermutlich Priestern, klassisch formuliert. Die Wassermassen bei den Überschwemmungen der beiden Flüsse Euphrat und Tigris in Mesopotamien und die urgewaltigen Wolkenbrüche waren das Abbild für die URFLUT und das URMEER. Gleich einem Vogel mit weiten Schwingen schwebte des Schöpfers Geist über dem Tohuwabohu, dem Chaos. Gottes Machtwort schuf aus dem Chaos den Kosmos mit seinen Ordnungen und Gesetzen. Dunkle Berge mit markanten Spitzen und grasgrüne Täler für die Wasserläufe rahmen das Bild ein. Das weichende Wasser ist von Bergen und Tälern umgeben. Weite Seenplatten und gelegentlich Sonnengold auf Erden geben dem Bild Leben. So wird das Mosaik zum Symbol für unseren "blauen Planeten", die Erde in ihrer Vollkommenheit.

Heute ist die Schöpfung Gottes durch Menschenhand bedroht. Klimaveränderungen sind längst nicht mehr nur Szenarien, sondern fordern zügiges Umdenken  und einen anderen Umgang mit Energie, einen Paradigmenwechsel in unserer Energieversorgung.

Dazu mahnt seit 1986 Tschernobyl:

Eine Region von der Größe Nordrhein-Westfalens ist auf Generationen aus der Schöpfung herausgenommen, nicht durch Krieg oder Naturkatastrophen, sondern durch tödliche Strahlung infolge falscher und unverantwortlicher Energiepolitik. Ein Zeichen gegen diese Fehlentwicklung des letzten Jahrhunderts steht seit August 2001 weithin sichtbar auf unserem Kirchendach: eine Photovoltaikanlage zur Gewinnung von elektrischem Strom aus Sonnenlicht. Zwischen 3.600 und 4.000 Kilowattstunden hat unser Sonnendach bisher Jahr für Jahr an sauberem Strom produziert. Die Sonne schickt uns dafür keine Rechnung.

Glockenturm

Glockenturm

Altarbild

Altarbild

Altar

Altar_02

Kanzel

Dornbuschkanzel

Taufstein

Taufstein

Rudolf Janke Orgel

Orgel_01

Weihnachtsstern

Weihnachtsstern

Eine-Welt-Leuchter

Eine-Welt-Leuchter

Wandmosaik

Wandmosaik

Photovoltaikanlage

Photovoltaikanlage